Zu den heute veröffentlichten Daten des Lausitz-Monitors sagte die stellv. Vorsitzende des DGB Sachsen, Daniela Kolbe, in Dresden:
„Positiv ist, dass der überwiegende Teil der Lausitzerinnen und Lausitzer den aktuellen Herausforderungen der Energiewende offen gegenüberstehen und sich die Zufriedenheit mit der Situation in der Lausitz nicht verschlechtert hat. Dies zeigt einmal mehr, dass die Menschen in der Region sich den Veränderungen stellen.“
Bei einem genaueren Blick zeigten die Daten aber auch deutlichen Handlungsbedarf bei den Themen Arbeit, Löhne und Zukunftsaussichten.
„Bei den Zufriedenheitswerten landen die Aspekte attraktive Löhne, gutes Angebot an attraktiven Arbeitgebern und Karrierechancen abgeschlagen auf den letzten Plätzen. Das sollte nicht nur den Arbeitgebern, sondern auch der Politik zu denken geben. Wenn die Beschäftigten keine guten Perspektiven in der Lausitz sehen, werden sie mit den Füßen abstimmen und abwandern. Das wird den Fachkräftemangel in der Lausitz weiter befeuern. Es muss ein Umdenken und eine Fokussierung der Förderung hin zu guten tarifgebundenen Arbeitsplätzen mit Zukunft stattfinden. Dabei wäre auch eine Tariftreueregelung bei der Vergabe öffentlicher Mittel sinnvoll, die längst überfällig ist“, so Kolbe.
Kolbe erinnerte daran, dass der Medianlohn im Landkreis Görlitz bundesweit der niedrigste sei und mit 2.650 Euro monatlich um 1.102 Euro monatlich unter dem in Westdeutschland liege. „Es handelt sich also nicht nur um gefühlt niedrige Löhne. Wenn die Lausitz Fachkräfte anziehen will, müssen die Arbeitgeber dringend aktiv werden. Ansonsten werden sie im Wettbewerb um die klügsten Köpfe in die Röhre schauen“, so Kolbe.
Ein drängendes Thema sei laut Dana Dubil, Regionsgeschäftsführerin des DGB-Ostsachsen, die Gesundheitsversorgung in der Lausitz. „Die Zufriedenheit mit der wohnortnahen Versorgung ist laut Lausitz-Report deutlich zurückgegangen. Diese Unzufriedenheit höre ich täglich von den Menschen vor Ort. Als DGB-Ostsachsen fordern wir seit Jahren, dass die ländlichen Regionen bei der öffentlichen Daseinsvorsorge nicht abgehängt werden dürfen. Da muss jetzt mehr passieren, damit die Menschen in der Region bleiben“, forderte Dubil.
Weiter zeige die Befragung, dass die Wahrnehmung des Strukturwandels in der Lausitz sehr unterschiedlich sei. Nur 30 Prozent der Befragten hätten das Gefühl, dass der Strukturwandel eingesetzt habe. Nur 29 Prozent der Menschen würden den Prozess als schnell und 39 Prozent als transparent wahrnehmen.
„Dies ist deutlich zu wenig. Der Strukturwandel muss für die Menschen in der Lausitz sichtbarer und erlebbarer gemacht werden. Dies muss über mehr Transparenz der Prozesse und Vorhaben erfolgen und vor allem durch die Beteiligung der vom Strukturwandel Betroffenen“, so Dubil.
Die DGB-Bezirke Sachsen und Berlin-Brandenburg gehen mit gutem Beispiel voran und veranstalten am 12. September 2023 von 9:30 Uhr bis 16:15 Uhr im Bürgerhaus Niesky die bereits 19. Lausitzkonferenz. Im Mittelpunkt der Veranstaltung werden insbesondere die betrieblichen Interessenvertretungen stehen. Sie werden exemplarisch von ihren praktischen Transformationserfahrungen berichten. Damit sollen die vielen positiven Effekte und die Herausforderungen, die sich schon jetzt in den Betrieben zeigen, sichtbar gemacht werden. Eine Anmeldung ist noch möglich. Weitere Informationen: https://sachsen.dgb.de/-/UqR