Die Corona-Krise trifft Frauen besonders hart. Darauf weisen der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften anlässlich des Weltfrauentags am 8.März hin.
„Die Corona-Krise verschärft die Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern. Vor allem Frauen arbeiten in systemrelevanten und unterbezahlten Berufen. In der Krise sind besonders sie von Einkommenseinbußen betroffen, die sie durch Freistellung, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit erfahren. Weniger Frauen arbeiten in tarifgebundenen Unternehmen und bekommen seltener eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes. Auch die höhere Teilzeitquote und Minijobs wirken sich negativ aus. Meist sind es die Frauen, die den überwiegenden Teil der Haus- und Familienarbeit tragen und damit auch die Hauptlast der Schul- und Kitaschließung während der Lockdowns“, sagt Anne Neuendorf, stellv. Vorsitzende DGB Sachsen.
„In Sachsen arbeiten 41% der Eltern kleiner Kinder beide weiter in Vollzeit. Der Anteil von Menschen, die in Schichten arbeiten, ist durch die gute industrielle Struktur der höchste bundesweit. Schul- und Kitaschließungen waren weitestgehend restriktiv. Wir müssen anerkennen, das erwerbstätige Eltern Übermenschliches geleistet haben im vergangenen Jahr“, so Neuendorf weiter.
Jetzt gelte es zu verhindern, dass die Krise zu einem Rollback der Geschlechterrollen führt und praktische politische Maßnahmen müssen folgen.
Es ist wichtig, eine starke Gewerkschaft im Rücken zu haben. „In den meisten Betrieben mit einem gewerkschaftlichen Tarifvertrag gab es eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes. Wir setzen uns für einen Lohnersatz ohne finanzielle Einbußen während der pandemiebedingten Schließzeiten von Kitas und Schulen ein. Das erweiterte Kinderkrankengeld kann hierzu beitragen. Wir brauchen aber eine Regelung, die für den gesamten Zeitraum der Pandemie trägt, um Eltern mehr Planungssicherheit zu geben“, betonte Neuendorf.
Generell sollten künftig alle politischen Planungen, Vorhaben und Finanzentscheidungen daraufhin geprüft werden, ob sie die Gleichstellung von Männern und Frauen vorantreiben. „Die Ziele sind klar: Wir brauchen bessere Löhne in frauendominierten Berufen, mehr Frauen in Führungspositionen auch in Teilzeit und eine geschlechtergerechte Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit“, sagte Neuendorf.
„Ganz klar, mit Tarifverträgen kommen Frauen besser durch die Krise!“ so die stellv. Vorsitzende. Höhere Gehälter, Sonderleistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, bessere Arbeitszeitregelungen und eine kleinere Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen sind auf gute Tarifverträge zurückzuführen.
In der Krise profitieren Beschäftigte in tarifgebunden Unternehmen häufiger von der Aufstockung des Kurzarbeitsgeldes. Daher muss die Tarifbindung gestärkt werden, vor allem in frauendominierten Branchen. „Das wäre ein wichtiger Schritt, um die Arbeit in den systemrelevanten Berufen endlich aufzuwerten. Das ist längst überfällig. Die Beschäftigten in diesen Bereichen können das durch eine Mitgliedschaft in einer DGB-Gewerkschaft unterstützen“, so Neuendorf.
Auch Betriebs- und Personalräte sorgen für bessere Arbeitsbedingungen für Frauen in den Betrieben und Arbeitsstellen. „Sie sorgen für Berücksichtigung bei Weiterbildungen und Bewerbungen, sie können familienfreundliche Schichtzeiten verhandeln und haben ein Auge auf die Einhaltung aller geltenden Gesetze im Betrieb. Sie sind in jeden Betrieb mit mind. fünf Beschäftigten zu gründen. Ihre Rechte müssen gestärkt werden, um etwa beim Einsatz von Homeoffice auf Augenhöhe mit den Arbeitgebern im Sinne der Beschäftigten verhandeln zu können“, sagt Anne Neuendorf.
Der DGB Bezirk Sachsen führt die diesjährige Veranstaltung zum Weltfrauentag aus Gründen des Infektionsschutzes ausschließlich digital durch. Sie findet am 10. März 2021, 09:30 bis 12:00 Uhr, zum Themenschwerpunkt „Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Zeiten der Pandemie“ mit Teilnahme von Staatsministerin Petra Köpping statt. Weitere Informationen finden Sie unter dem folgenden Link: https://sachsen.dgb.de/-/vbG