Strukturwandel für gute Arbeit und zukunftsfester Umbau der Energieregion gelingen nur gemeinsam – mit diesem Anspruch findet heute im Kulturhaus der Revierkommune Böhlen die zweite Mitteldeutsche RevierWENDEkonferenz länderübergreifend statt.
An den Gesprächsrunden und Workshops zur betrieblichen Umsetzung und Mitbestimmung im Strukturwandel, zu Erwartungen und Vorschlägen von Auszubildenden und Jugendlichen sowie Best-Practice-Beispielen zu Ausbildung und Qualifizierung nehmen rund 170 Interessierte aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften teil. Besonders Betriebsräte aus der Tagebauregion nutzen die Möglichkeit, sich für die aktive Beeinflussung der Transformation in den Unternehmen fit zu machen.
Die Gewerkschaften senden von der Konferenz zentrale Botschaften an Bund, Länder und Kommunen:
Daniela Kolbe, Vize-Chefin des DGB Sachsen: „Wenn der Strukturwandel gelingen soll, muss an etlichen Stellen nachjustiert werden. Die Menschen müssen mit ihren Erfahrungen mitgenommen werden. Das viele Geld muss gezielt in Projekte fließen, die für gut bezahlte Arbeitsplätze sorgen. Es müssen positive Geschichten sichtbar werden und es muss deutlich stärker länderübergreifend gearbeitet werden. Bei unserer Konferenz wollen wir zeigen, dass die Gewerkschaften dazu gute Ansätze haben und vieles davon bereits leben.“
Susanne Wiedemeyer, DGB-Landesleiterin für Sachsen-Anhalt: „Erfolgreicher Wandel geht nur mit den Menschen vor Ort, niemals ohne sie! Die gesetzlichen Möglichkeiten müssen für einen Strukturwandel im Sinne der Beschäftigten genutzt werden. Mit den Revierwendebüros haben wir Anlaufstellen für Beschäftigte und die Bevölkerung geschaffen. Gewerkschaften und Betriebsräte werden an Strategien und konkreten Maßnahmen für die Region mitwirken. Ein Ziel, an dem wir zwingend festhalten, ist der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur einschließlich der S-Bahnstrecke Leipzig-Zeitz-Gera“, so Wiedemeyer weiter.
Matthias Lindig, gewerkschaftlicher Revierbotschafter und Betriebsratsvorsitzender der MIBRAG: „Die Beschäftigten im Revier benötigen Planungssicherheit und Ressourcen für den Umbau zu einer grünen Zukunftsindustrie. Bevor gutbezahlte Arbeitsplätze wegfallen, müssen ebenso gut tariflich bezahlte und mitbestimmte zukunftssichere Jobs in unserer ostdeutschen Tagebau- und Energieregion entstehen, um die Abwanderung von Fachkräften und Azubis zu verhindern. Die Debatte um einen vorgezogenen Kohleausstieg im Mitteldeutschen Revier geht an der Realität vorbei. Die Menschen in den betroffenen Unternehmen und Landkreisen müssen zuerst handfeste, realisierte Strukturwandel-Maßnahmen mit spürbaren positiven Auswirkungen sehen.“
Als Gesprächspartner*innen begrüßen die Konferenzteilnehmenden u.a.
Hintergrund:
Die Konferenz wurde mit Gewerkschaften und Betriebsräten vorbereitet und wird vom Projekt REVIERWENDE ausgerichtet. Das Projekt REVIERWENDE wurde auf Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbunds im Herbst 2021 gestartet. Die Revierwendebüros unterstützen Beschäftigte, Gewerkschaften und lokale Akteure dabei, die Transformation der Kohlereviere sozial und ökologisch mitzugestalten. Für das Mitteldeutsche Revier wurden Büros in Pegau und Halle eingerichtet. Sie kooperieren eng mit den DGB Regionen Leipzig-Nordsachsen und Halle-Dessau.