Sebastian Krumbiegel: „Mit Herz und Tat gegen Rechts“
Sebastian Krumbiegel von der Leipziger a-capella-Band Die Prinzen: „Edda war eine kämpferische Lady - charmant in der Art, aber hart in der Sache. Sie fehlt uns bis heute.“ Krumbiegel und seine Bandkollegen waren Geburtshelfer des ersten Festivals „Leipzig zeigt Courage“, das 1998 auf Anhieb Tausende Menschen anzog. Mit viel Wagemut und Organisationstalent hatte Edda für die Finanzierung dieses Konzertes gesorgt und den jungen Leuten die Vorbereitung überlassen. „Dieses erste Konzert war Impuls und Initialzündung für einen breiten gesellschaftlichen Prozess, der es den Nazis unmöglich machte, hier in Leipzig Fuß zu fassen. Und das wirkt bis heute nach“, sagt Krumbiegel. Das Courage-Netzwerk wuchs – auch dank Eddas Fürsprache - immer weiter und existiert heute bundesweit.
Ralf Hron: „Freude am Gelingen und Wertschätzung für alle Aktiven“
„Edda hat die Leute machen lassen und sie aus dem Hintergrund unterstützt. Sie liebte es, junge Leute um sich zu haben, nahm sie für voll und schätzte unkonventionelle Ideen und Herangehensweisen“, erinnert sich Ralf Hron, DGB-Regionsgeschäftsführer für Südwestsachsen, der die Courage-Festivals ebenfalls seit Anbeginn aktiv begleitet und mitgestaltet hat. „Sie war nie eine, die sich in den Vordergrund drängte. Sie freute sich einfach, wenn etwas gelang. Das machte sie zufrieden und das ließ sie alle Aktiven wissen.“ Ihre Wertschätzung und ihr besonderer Blick für „die kleinen Helferlein“, ohne die nichts geht, motivierte Viele zum Mitmachen.
Christine Rietzke: „Asyl für die Frauenkultur“
Christine Rietzke vom Soziokulturellen Zentrum Frauenkultur Leipzig e.V.: „Als ich Edda 1993 wieder einmal bei einer frauenpolitischen Veranstaltung begegnete, erzählte ich ihr über unsere Probleme, geeignete Räume für unseren Verein zu finden. Edda überlegte nicht lange und sagte: ‚Wir haben doch noch unsere alten Schulungsräume. Die könnt ihr haben.‘“ Der Mietvertrag war schnell vereinbart und am 18. Februar 1994 zog die Frauenkultur ins „DGB-Asyl“ im Erdgeschoss der Braustraße 17-19. „Edda hat eben gemacht statt viel zu lamentieren. Ihr ging es immer um die Sache, um Fakten und Problemlösungen. Um sich selber machte sie keinen Wind.“
Heike Engel: „Kritisch, unangepasst, beharrlich“
Heike Engel vom Soziokulturellen Zentrum Anker e.V.: „Wir haben in diesem Jahr das 24. Courage-Jugendfestival, das erste ohne Edda. Sie fehlt mir sehr.“ Beim ersten Courage-Festival lernten die beiden Frauen sich kennen und haben in der Folgezeit viel miteinander angepackt. „Edda zu treffen war ein Glücksfall für mich. Sie war eine taffe, durchsetzungsstarke Frau - von ihr konnte man gut abschauen, wie man mit Leuten umgeht. Sie war aber auch eine echte Autoritätsperson, verfolgte beharrlich ihre Ziele, ließ sich von Widerständen nicht stoppen. Sie konnte - wenn nötig - rigoros sein und ein Machtwort sprechen, aber ebenso gut die Wogen glätten.“
Markus Schlimbach: „Einsatz für Schwächere“
Sachsens DGB-Vorsitzender Markus Schimbach: „Als ich im Januar 1991 beim DGB in Sachsen anfing, habe ich schnell gelernt – in Leipzig ist die wichtigste Frau Edda Möller.“ Aber sie musste und wollte sich nicht in den Vordergrund schieben. Sie wusste, was sie wollte, sie setzte sich auch bei vielen Gelegenheiten kraftvoll durch. Aber im Mittelpunkt stehen, das war nicht ihr Ding.
Bei der AOK war sie viele Jahre im Verwaltungsrat, danach weit über ihre hauptamtliche Zeit beim DGB hinaus aktiv. Bis zum Schluss war sie Versichertenälteste, half AOK-Versicherten bei ihren Problemen. „Und Edda ist die Erfinderin von ‚Coffee to go‘, denn sie hatte immer eine riesige Thermoskanne mit Kaffee dabei und gab gern davon ab.“
Myschka Schulze: „Aufgaben, an denen wir wachsen konnten“
Edda ging offen auf die Jugend zu – auch als selbst schon „älteres Semester“: „Sie ermutigte uns, selbst Dinge in die Hand zu nehmen. Vor allem uns jungen Frauen übergab sie gern verantwortungsvolle Aufgaben, an denen wir wachsen konnten“, erinnert sich Myschka Schulze, die ab Anfang der 2000er Jahre ehrenamtlich in der Leipziger DGB-Jugend aktiv war. „Ohne Edda wäre ich nicht die, die ich heute bin. Sie hatte einen guten Blick fürs Gesamtbild und für Potenziale, die in Menschen schlummern. Für mich war und ist sie ein Vorbild: Unprätentiös, politisch, cool – einfach faszinierend.“
Bernd Günther: „Ein Mensch wie du und ich“
Bernd Günther, späterer Nachfolger von Edda als DGB-Regionsgeschäftsführer (bis 2015), heute ehrenamtlicher Vorsitzender des IG BAU-Bezirksverbands Nord-Westsachsen: „Edda war ein Mensch wie du und ich - sehr eigensinnig, ehrlich und offen, uneitel und zupackend.“ Angesprochen auf das legendäre Chaos in Eddas Büro sagt Bernd Günther trocken: „Da sah es aus wie im Staatsarchiv.“ Und dort - in diesem Raum, in dem sich Unterlagen, Akten und Zettel stapelten, dazwischen irgendwo Aschenbecher, Kaffeetasse und -kanne Platz fanden - verbrachte Bernd Günther so manchen langen Abend, wenn Edda ihn zu fortgeschrittener Zeit angerufen hatte, weil es Dringendes zu besprechen gab. Auch dass es die Reudnitzer Brauerei noch gibt, ist Edda mitzuverdanken. Gemeinsam mit dem damaligen Regierungspräsidenten Walter Christian Steinbach und vielen anderen verhinderte sie die Schließung.“ Bis heute wird im Leipziger Osten noch Bier gebraut, jetzt die Ost-Kultmarke „Sternburger“.
‚Toe‘ Herschel: „Gut gelaunte Macherin“
Auch für Toralf ‚Toe‘ Herschel, damals ehrenamtlich in der Gewerkschaftsjugend aktiv, war die Begegnung mit Edda Möller prägend: „Sie war eine Macherin, meist gut gelaunt und einnehmend. Das hat gerade uns junge Leute bestärkt und inspiriert.“ Er erinnert sich an eine der vielen Demos gegen die Nazis vorm Leipziger Hauptbahnhof: „Da war ich Versammlungsleiter und hatte totalen Stress. Mit ihrem guten Gespür für Situationen hat mir Edda viel von ihrer Gelassenheit abgegeben.“
Genka Lapön: „Kämpferin für Frauenrechte“
Genka Lapön, seit 1995 Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Leipzig, begegnete Edda erstmals Anfang der Neunziger bei der Leipziger Fraueninitiative: „Ich war von ihr beeindruckt! Auch von der Tatsache, dass sie als DGB-Spitzenfrau zu unserer kleinen Veranstaltung kam.“ Von da an hatten die Frauen in Leipzig eine starke Fürsprecherin mehr. Edda sorgte sie u.a. dafür, dass 1995 der Leipziger Beirat für Gleichstellung wiederbelebt wurde und gehörte zu den ersten Mitgliedern dieses Ausschusses. „Edda war eine ehrliche, verbindliche und beharrliche Person. Sie stand für ihre Überzeugungen und schonte sich nicht – bis zuletzt. „Meine letzte Begegnung mit ihr war zum Frauentag 2019, bei einer Veranstaltung zu Frauen in der Kommunalpolitik. Dort erlebte ich Edda, wie sie leibte und lebte: bestens vorbereitet, vermittelnd, aber auch fordernd. Sie war eine große Kämpferin.“ Übrigens gehörte Edda Möller auch zu den Initiatior*innen der Babyklappe am Klinikum St. Georg, der ersten in Leipzig.
Hanjo Lucassen: „Handfest und durchsetzungsstark“
Hanjo Lucassen, DGB-Vorsitzender von Sachsen 1991 bis 2010: „Edda kannte ich seit den 1980ern, als Betriebsrätin in einer Stahlbude, wie im Pott gesagt wird. Sie war eine Handfeste, konnte sich durchsetzen. Das gefiel mir.“ Als später der Aufbau gewerkschaftlicher Strukturen im Osten anstand, war Edda sofort dabei. Ihre enge und vertrauensvolle Partnerschaft mit ihm und anderen Weggefährt*innen wie Sieglinde Merbitz oder Karl-Heinz Kunckel, ihre Bescheidenheit und ihr Herz für die Jugend, ihr Gestaltungswille und ihr Rückgrat bleiben dem ehemaligen Gewerkschaftsboss im Gedächtnis.