„Wer Teilzeit arbeiten möchte, hat das Recht dazu und das ist gut so. Aber Teilzeit darf nicht erzwungen sein. Die Gründe für Teilzeitarbeit sind vielfältig. Sie reichen von der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, über mehr Zeit für soziales Engagement oder Weiterbildung bis hin zu gesundheitlichen Gründen und fehlenden Angeboten für Vollzeitarbeit. Der Großteil der befragten Teilzeitarbeitenden ist damit zufrieden. Gleichzeitig würden aber 22 Prozent ihre Arbeitszeit gerne erhöhen.“
Der Blick auf die Gründe für Teilzeitarbeit zeige laut Kolbe bereits, dass die Verbesserung der Rahmenbedingungen ein Hebel für mehr Vollzeitarbeit sei. „Nicht bei allen Teilzeitbeschäftigten können wir von einer freiwilligen Teilzeit sprechen. Zahlreiche Beschäftigte arbeiten in Teilzeit, weil es anders gar nicht geht. Weil Betreuungsmöglichkeiten und Unterstützungsstrukturen fehlen, weil die Arbeitsbelastung zu hoch ist oder weil Vollzeitjobs gar nicht angeboten werden. Hier müssen die Bedingungen verbessert werden und dabei sind Politik und Unternehmen in der Pflicht.“
Die Arbeitgeber seien gut beraten, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass es den Beschäftigten möglich ist, ihre familiären Verpflichtungen und die Arbeit besser in Einklang bringen zu können. Und auch das Gesundheitsmanagement müsse in den Betrieben und Verwaltungen gestärkt werden. Etwa ein Drittel der Beschäftigten würde laut der Studie mehr arbeiten, wenn es weniger gesundheitlich belastend wäre.
„Ein besonderes Problem sind Branchen wie der Handel, wo mit Abstand am häufigsten als Grund der Teilzeitbeschäftigung angegeben wurde, dass Teilzeit üblich ist (43,3 Prozent) oder, dass den Teilzeitbeschäftigten kein höherer Arbeitsumfang ermöglicht wird (47,0 Prozent). Dabei handelt es sich nicht um freiwillige Teilzeit, sondern sie wird von den Arbeitgebern erzwungen“, so Kolbe.
Angesichts der häufig niedrigeren Löhne in Sachsen, drohe bei Teilzeitarbeit zudem der Weg in die Altersarmut. Laut der Daten seien 46 Prozent der Befragten unzufrieden mit ihrer Alterssicherung. Bei den Frauen seien dies sogar 49 Prozent. „Teilzeitarbeit darf nicht prekär sein und nicht in die Altersarmut führen“, forderte Kolbe abschließend.
Die Studie des SMJusDEG zum Download: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/46122