Die Lohnmauer lässt sich einreißen – mit Tarifverträgen!

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Ordnungsnummer 52

Zur heute vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut vorgelegten Analyse der Lohnlücke zwischen Ost und West, sagte die stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen, Daniela Kolbe, heute in Dresden: 

„Mit Tarifvertrag gelingt die Einheit besser – das zeigen die Daten eindrucksvoll. Die Ost-West-Angleichung ist bei den tariflichen Löhnen mit 98,5 Prozent so gut wie geschafft. Das ist ein Verdienst der Gewerkschaften und der Beschäftigten, die sich seit Jahren für die Angleichung stark machen und auch die Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern nicht scheuen. In Sachsen gehören Tarifverträge aber leider noch immer nicht zur Normalität, sondern müssen erkämpft werden. Nur 41 Prozent der Beschäftigten arbeiten mit Tarifvertrag.“

Mit Blick auf den Fachkräftebedarf in Sachsen forderte Kolbe die Arbeitgeber auf, endlich einen Mentalitätswechsel einzuläuten und auf ordentliche Tariflöhne zu setzen. „Wer immer nur jammert und denkt, Fachkräfte für einen Appel und ein Ei zu bekommen, ist auf dem Holzweg. Die Beschäftigten wissen, was sie wert sind, und gehen dorthin, wo sie höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen bekommen. Sie stimmen mit den Füßen ab“, so Kolbe. 

Die Lohnlücke von 17,4 Prozent zwischen Ost und West sei durch nichts zu rechtfertigen und müsse mit aller Kraft geschlossen werden. Die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro war ein wichtiger Impuls, um die Lücke zu verkleinern. Jetzt müsse sie aber vollständig geschlossen werden. „Die Menschen erwarten Lohngerechtigkeit und gleichwertige Lebens- und Arbeitsverhältnisse in ganz Deutschland. Dafür machen wir uns gemeinsam mit den Beschäftigten stark und sorgen damit auch für eine Stärkung der Demokratie und des Zusammenhalts in Deutschland. Der Spaltung in Deutschland setzen wir Solidarität und gute Bedingungen für alle Menschen in ganz Deutschland entgegen“, so Kolbe.

Auch die Politik forderte Kolbe auf, nicht länger zu lamentieren, sondern aktiv zu werden. „Wer die Lohnmauer zwischen Ost und West ernsthaft einreißen will, der muss für mehr Tarifverträge in die Offensive gehen. Nur die bestehenden Unterschiede zwischen Ost und West zu beklagen, hilft nicht weiter. Sachsen muss selbst aktiv werden und für eine Stärkung der Tarifbindung sorgen. Dazu gehört, öffentliche Gelder nur noch an Unternehmen mit Tarifvertrag zu vergeben, um nicht weiter die Billigunternehmen zu finanzieren, die auf dem Rücken der Beschäftigten und der Unternehmen ihre Gewinne einfahren“, sagte Kolbe.

Kolbe betonte, dass die geringe Tarifbindung in Sachsen nicht nur weniger Geld für die Beschäftigten bedeute, sondern der Allgemeinheit schade. „Die Tarifflucht der Arbeitgeber in Sachsen schadet uns allen, weil sie zu enormen Mindereinnahmen bei den Sozialversicherungen und bei den Steuern sorgt. Durch Lohndumping und fehlende Tarifbindung in Sachsen haben die Sozialversicherungen jährlich rund 2,8 Milliarden Euro weniger Einnahmen. Zusätzlich entgehen dem Staat etwa 1,6 Milliarden Euro an Einkommensteuereinnahmen. Hier muss die Politik endlich mal ran, statt Angriffe auf die Leistungen der Sozialversicherungen zu starten und mit blankem Populismus den sozialen Zusammenhalt zu schwächen“, forderte Kolbe. 

Die Analyse des WSI finden Sie hier: https://www.boeckler.de/data/pm_wsi_2025_09_30.pdf

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