Zu den heute vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) veröffentlichten Daten sagte der sächsische DGB-Chef Markus Schlimbach:
„Mit Tarifvertrag ist auch beim Urlaubsgeld mehr drin. 72% der Beschäftigten in der Privatwirtschaft mit Tarifvertrag erhalten Urlaubsgeld. Ohne Tarifvertrag sind es nur 34%. Ein weiteres Beispiel dafür, dass Tarifverträge wirken.“
Insgesamt würde bundesweit nicht mal jeder zweite Beschäftigte in der Privatwirtschaft Urlaubsgeld erhalten (44%). Im Osten sei es nur jeder dritte Beschäftigte (33%).
„Der Ost-West-Unterschied lässt sich mit der geringeren Tarifbindung im Osten erklären. Sachsen liegt mit lediglich 41% der Beschäftigten mit Tarifbindung bundesweit im hinteren Bereich. Hinzu kommt die kleinteilige Wirtschaftsstruktur in Sachsen. In großen Betrieben mit Tarifvertrag gehört Urlaubsgeld häufig selbstverständlich dazu. In kleinen Betrieben muss es von den Beschäftigten gesondert erkämpft werden“, so Schlimbach.
Auch bei der Anzahl der Urlaubstage wirken sich Tarifverträge aus. „Neben dem Urlaubsgeld bringen Tarifverträge zusätzliche Urlaubstage. Der gesetzliche Anspruch liegt bei der gängigen 5-Tage-Woche bei 20 Tagen, bei einer 6-Tage-Woche bei 24 Tagen. In Tarifverträgen sind hingegen 30 Urlaubstage üblich“, so Schlimbach.
An die Politik in Sachsen appellierte Schlimbach, endlich die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Stärkung der Tarifbindung zu schaffen: „Es ist nicht hinnehmbar, dass mit öffentlichen Geldern Unternehmen finanziert werden, die mit niedrigen Löhnen jonglieren. Das ist ein schmutziger Wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten und der Unternehmen mit Tarifvertrag. Die Modernisierung des Vergabegesetztes ist überfällig und auch bei Investitionen muss die Tariftreue sichergestellt werden.“
An die Unternehmen gerichtet forderte Schlimbach, nicht länger den Fachkräftemangel zu bejammern, sondern mit Tarifverträgen für gute Bezahlung und Arbeitsbedingungen zu sorgen. „Ansonsten stimmen die Beschäftigten weiter mit den Füßen ab und pendeln in Bundesländer, wo Löhne und Arbeitsbedingungen besser sind“, so Schlimbach.
Hintergrund:
Die Daten wurden der aktuellen Auswertung des WSI-Tarifarchivs „Lediglich 44 Prozent der Beschäftigten in der Privatwirtschaft erhalten Urlaubsgeld – in tarifgebundenen Betrieben ist der Anteil mit 72 Prozent deutlich höher“ entnommen. Diese finden Sie hier: https://www.boeckler.de/data/pm_ta_2025_06_03.pdf